Heute ging es mir nicht gut. Ich mußte sehr oft erbrechen und es ging mir sehr schlecht. Ein wenig Durchfall habe ich auch und Fieber ebenso. Hoffe nicht den Noro Virus erwischt zu haben und das ich nicht meinen Bruder angesteckt habe. Hoffentlich geht es mir morgen besser. Nach 48 Stunden sollte sich der Virus erledigt haben.
Denise
sugenrastafari - 3. Feb, 01:20
Onkel Albert
Ich bin nicht ganz sicher, aber ich glaube, Onkel Albert war der Erstgeborene von Maria und Georg Puschnig, meine Großeltern mütterlicherseits.
An Onkel Albert habe ich kaum Erinnerungen, ich persönlich hatte wenig Berührungspunkte mit ihm. Ich kann mich nur an seinen Todestag erinnern. Von seinem tragischen Leben habe später einmal von meiner Mutter erfahren.
Onkel Albert war ein sehr musisches Kind. Schon in seiner frühen Jugend lernte er Geigenspielen und zeigte großes Talent. Es war sein Jugendtraum, später einmal in einem berühmten Orchester als Geiger mitspielen zu können. Nur zu gerne hätte er das Konservatorium besucht, aber meine Großeltern konnten ihm dies finanziell nicht ermöglichen.
Später einmal, als es ihm sehr schlecht ging, hatte er meinem Großvater zum Vorwurf gemacht: „Warum hast du mich nicht studieren lassen ? “
„Weil du nicht unser einziges Kind bist und deine Geschwister haben auch das Anrecht, etwas Ordentliches zu lernen „!
Und so war es auch - erzählte mir meine Mutter - alle Kinder hatten etwas gelernt. Darauf achtete mein Großvater. Er war Werkmeister bei Alpine in Donawitz und verdiente so viel, dass er allen seinen acht Kindern eine Ausbildung ermöglichen konnte.
Auch Onkel Albert hatte einen Beruf erlernt, aber welchen, das weiß ich nicht mehr. Jedenfalls hatte er damit keine Freude und versuchte sich als Musiker durchs Leben zu schlagen Unter anderem spielte er auch im Kino. Die damaligen Stummfilme wurden damit musikalisch belebt, dass ein Musiker vor der Leinwand saß und die Filmszenen mit der passenden Musik untermalte.
Er heiratete später. Mit der Wahl seiner Frau hatte er kein Glück. Sie gebar ihm zwei Söhne, aber sie konnte nicht wirtschaften und war ihm auch nicht treu. Den älteren Sohn tauften sie Albert und der Jüngere hieß Josef. Er wurde Peperl gerufen. Das war ein eigenartiges Kind und hatte von klein auf den Wandertrieb. Kaum dass er laufen konnte, brannte er von zu Hause durch und ging auf Wanderschaft und erst nach Tagen fischte die Polizei ihn irgendwo wieder auf. So war er als kleines Kind zu Fuß von Donawitz bis nach Frohnleiten gekommen.
Die Kinos wurden in den wirtschaftlich schlechten Zeiten immer weniger besucht und so verlor Onkel Albert diesen Job. In seinem Beruf, den er praktisch nie ausübte, kam er auch nicht unter und so nahm das Schicksal seinen Lauf. Jahrelang arbeitslos, eine Ehefrau, die ihn nur enttäuschte, ein Kind, das ihn größte Sorgen bereitete, zu Hause Not und Elend – so hatte er sich sein Leben nicht vorgestellt und sicher auch nicht verdient.
Eines Tages, ich saß auf meinem Lieblingsplatz - mit dem Hocker auf der Kohlenkiste – gerade beim Frühstück, da kam die Tante in Tränen aufgelöst und erzählte meiner Mutter, Onkel Albert habe sich in der Holzlage aufhängt.
Die ganze Tragik dieser Geschichte konnte ich nicht begreifen und meine Mutter brachte mich gleich ins kleine Kabinett und gab mir was zum spielen.
Von Onkel Albert gab es ein kleines Büchlein mit seinen Gedichten. Bei irgend einer Umsiedelei – von Graz nach Gleisdorf, oder von der Klöpfergasse in die Arnfelsergasse ging es verloren. Ein Gedicht habe ich noch vage in Erinnerung; es handelte von einem Löwen der aus dem Käfig ausgebrochen war und einem tapferen Jüngling, der die bedrohten Kinder auf dem Spielplatz vor dem herumirrenden Löwen rettete.
schoberopa - 2. Feb, 15:31
Heute wurde ich das erste Mal gebadet. Mann habe ich geschrien, denn das ganze war ja ungewohnt für mich. Dafür dufte ich jetzt ganz toll und gut schlafen werde ich auch gut können. Papa hat gefilmt, Denise hat zugeschaut und sich gewundert warum ich weine, da baden für Sie ja eine tolle Sache ist. Die scheint vergessen zu haben, das sie auch geschrien hat beim ersten Mal baden. Das hat sie wohl schon verdrängt meine Schwester. Photos gibt es dann das nächste Mal.
Tobias
sugenrastafari - 2. Feb, 00:30
Ein Schmalzbrot
Ehemalige Stallungen eines alten Bauernhauses wurden zu Wohnungen umgebaut und in so einem Gebäude wohnten wir. Unsere Wohnung war in Parterre, hatte eine Küche, ein kleines Kabinett und zwei Zimmer. Die Mauern waren fast einen Meter dick und die Fenster waren vergittert. Wir fühlten uns aber deshalb nicht wie in einem Gefängnis, da meine Mutter sie mit viel Sorgfalt und Liebe zu einem sehr wohnlichen Heim hergerichtet hatte. An den Fenstern waren Vorhänge angebracht, auf den Böden lagen Fleckerlteppiche und die Tische waren – außer dem Küchentisch - mit selbst gehäckelten Tischdecken verziert. Ich fühlte mich geborgen.
In einer Ecke der Küche war ein gemauerter Herd. Obenauf lag eine eiserne Herdplatte mit zwei Öffnungen, die mit gusseisernen Ringen abgedeckt werden konnten. Stirnseitig waren zwei Putztürl angeordnet; bei dem oberen konnte man Holz und Kohle in die Feuerstelle legen und das untere war dazu da, um die Asche ausräumen zu können.
An der linken Seite, zum Mauereck hin, war auf dem Herd ein Aufsatz vorhanden, in dem ein aus Kupfer bestehender Wasserbehälter eingemauert war. Nach vorne ragte er ein Stück aus dem Mauerwerk heraus, besaß oben einen Klappdeckel wo man Wasser nachfüllen konnte und darunter einen kleinen Wasserhahn, dort konnte das warme Wasser entnommen werden.
Unterhalb davon war ein kleiner Torbogen gemauert, dort wurde das Brennholz trocken gelagert. So wurde die geringe Energiemenge, die man mit dem kleinen Herdfeuer produzierte gut ausgenützt. Energie sparen war wichtig, aber nicht wegen einer globalen Erderwärmung, die es damals noch gar nicht gab- es gab nur wenige Autos, schon gar nicht gab es Schilifte, Schneekanonen und Veranstaltungen in der Nacht, die mit gewaltigen Scheinwerfern und mit sehr viel Energieverschwendung zum Tag ausgeleuchtet werden - sondern aus Kostengründen. Die Leute verdienten wenig, auch mein Vater verdiente nicht viel, aber er war Gott sei Dank nie arbeitslos. Hunderttausende Familienväter waren ohne Arbeit und ausgesteuert, dies bedeutete, dass sie nach ein paar Monaten Arbeitslosengeld vom Staat keine finanzielle Hilfe mehr bekamen. Woher sollte der Staat das Geld auch nehmen?
Kein Mensch kümmerte sich darum, von was diese armen Leute mit ihren Familien eigentlich lebten.
Ich kann mich als kleines Kind noch gut daran erinnern, wie an einem Vormittag bis zu zehn Erwachsene, und manchmal auch mehr, abgemagert, ausgemergelt, in Lumpen gehüllt an unsere Tür klopften und um eine kleine Gabe bettelten. Das waren kein Gesindel oder arbeitsscheue Taugenichte, sondern vom Schicksal hart getroffene Arbeiter, die ums Überleben kämpften.
Meine Mutter hatte im Sommer und im Herbst, wenn es im eigenen Garten Gemüse gab, oft einen großen Suppentopf mit Gemüsesuppe auf dem Herd stehen und gab davon den Hungernden. Manchmal konnte sie auch ein Schmalzbrot geben, wenn im Schmalztiegel genügend Schweinefett vorhanden war.
Dass dieser Schmalztiegel – es war ein kleines Fass aus gebranntem Ton – immer wieder nachgefüllt werden konnte, dafür sorgte in erster Linie mein Großvater, der ein oder zwei Schweine fütterte und darum bemüht war, sie möglichst fett zu kriegen.
Meine Mutter hatte fünf Schwestern und zwei Brüder. Den Onkel Albert und den Onkel Toni. Von beiden werde ich noch erzählen. Drei Tanten waren verheiratet und hatten viele Kinder und die Ehemänner waren allesamt arbeitslos. Die Sorgen meiner Großeltern kann man sich, so glaube ich, heute kaum vorstellen.
Wenn ein Schwein geschlachtet war, ging es in unserer Küche immer hoch her. Der Küchentisch wurde in die Mitte des Raumes gerückt; auf dem Herd, in dem das Feuer prasselte, waren zwei große Töpfe gestellt und um den Tisch herum standen mein Vater und die beiden Onkel. Sie hatten weiße Schürzen umgebunden und scharfe Messer in der Hand.
Der Schweinespeck wurde in kleine Stücke geschnitten und anschließend in den Kochtöpfen das Fett ausgelassen.
Ich saß dann meistens auf einem Hocker auf der Kohlenkiste und schaute interessieret zu. Was ich viele, viele Jahre noch im Kopf hatte war der intensive Geruch nach Fett. Es war nicht gerade die angenehmste Erinnerung.
Nach getaner Arbeit wurde das Fett und die Grammeln unter den Verwanden gerecht aufgeteilt. Der Schmalztiegel war wieder angefüllt und Fettenbrot aßen wir alle gern. Das Schweinefett wurde auch zum kochen verwendet - ausschließlich. Nach heutiger Erkenntnis nicht besonders gesund, aber so kamen wir über die Runden und wurden schließlich auch erwachsen.
schoberopa - 1. Feb, 15:00
Kinder haben die märchenhafte Gabe, sich in alles zu verwandeln, was immer sie sich wünschen.
Das kluge Kind: "Kannst Du einen Stern berühren?", fragt man es.
"Ja" sagt es, neigt sich und beührt die Erde.
Kein gehorsames Kind kann je ein freier Mensch werden.
Drei Dinge sind aus dem Paradies geblieben:
Sterne
Blumen
Kinder
(Dante Alighierie 1265-1321)
sugenrastafari - 1. Feb, 02:56