Selbstporträt Teil 5
Onkel Jakob
Mein Vater hatte einen älteren Bruder, der hieß Jakob. Meinen Großvater väterlicherseits und Onkel Jakob habe ich nicht gekannt. Als ich zur Welt kam, waren beide schon verstorben.
Onkel Jakob studierte in der Montan-Universität Leoben. Er konnte aber sein Studium nicht beenden, da vor dem Abschluss der zweite Weltkrieg ausgebrochen war und er zum Militär einrücken musste. Als junger Leutnant kam er in Russische Gefangenschaft. Dort hatte er die Möglichkeit Russisch zu lernen und beherrschte die Sprache schließlich gut.
Nach Ende des Krieges, als er wieder heimgekehrt war, wollte er sein Studium beenden.
In einer Burschenschaft – alle Studenten waren in irgend einer solchen Organisation verpflichtet – hatte er eine sehr böse Auseinandersetzung mit einem anderen Studenten, wobei ich nie erfahren konnte, um was es dabei eigentlich ging. Sein Widersacher war ein verruchter Haudegen, der es darauf anlegte, andere Studenten zu beleidigen und zu demütigen.
So unverständlich mir dies alles ist, kam es zum Duell, bei der es um Leben oder Tod ging.
Der Gegner meines Onkels beherrschte, nach Schilderungen der Freunde meines Onkels, alle gängigen Waffenarten und hatte auch schon ein Duell mit einem tödlichen Ausgang hinter sich. Damit brüstete er sich.
Mein Onkel hatte die Waffenwahl – so war die Regel. Innerhalb einer Woche musste es sich festlegen.
Mein Großvater war damals schon tot und meine Großmutter und mein Vater wussten von diesen Vorgängen zu dieser Zeit noch nichts. Sie erfuhren erst im Nachhinein von Freunden meines Onkels die ganze Tragödie.
Onkel Jakob wählte den Freitod und nach den strengen (idiotischen) Regeln der Burschenschaft musste sich sein Kontrahent innerhalb einer Woche ebenfalls selbst das Leben nehmen.
Das muss man sich einmal vorstellen. Junge, hoffnungsvolle Männer, die gerade einen furchtbaren Krieg überlebt hatten, duellierten sich wegen irgend einer blöden Sache mit tödlichen Ausgang.
Mein Onkel hatte sich erschossen und der Andere hatte keine andere Wahl mehr, als sich ebenfalls selber zu richten. Das verstand man damals unter Ehrbegriff.
Die Freunde meines Onkels trösteten meine Großmutter und meinen Vater damit, dass sie alle davon überzeugt waren, mein Onkel hätte richtig gehandelt. Gegen seinen Feind hätte er keine Chance gehabt und so erfuhr sein Gegner die gerechte Strafe, die er längst verdient hatte.
Ob das für meine Großmutter ein Trost war?
Mein Vater hatte einen älteren Bruder, der hieß Jakob. Meinen Großvater väterlicherseits und Onkel Jakob habe ich nicht gekannt. Als ich zur Welt kam, waren beide schon verstorben.
Onkel Jakob studierte in der Montan-Universität Leoben. Er konnte aber sein Studium nicht beenden, da vor dem Abschluss der zweite Weltkrieg ausgebrochen war und er zum Militär einrücken musste. Als junger Leutnant kam er in Russische Gefangenschaft. Dort hatte er die Möglichkeit Russisch zu lernen und beherrschte die Sprache schließlich gut.
Nach Ende des Krieges, als er wieder heimgekehrt war, wollte er sein Studium beenden.
In einer Burschenschaft – alle Studenten waren in irgend einer solchen Organisation verpflichtet – hatte er eine sehr böse Auseinandersetzung mit einem anderen Studenten, wobei ich nie erfahren konnte, um was es dabei eigentlich ging. Sein Widersacher war ein verruchter Haudegen, der es darauf anlegte, andere Studenten zu beleidigen und zu demütigen.
So unverständlich mir dies alles ist, kam es zum Duell, bei der es um Leben oder Tod ging.
Der Gegner meines Onkels beherrschte, nach Schilderungen der Freunde meines Onkels, alle gängigen Waffenarten und hatte auch schon ein Duell mit einem tödlichen Ausgang hinter sich. Damit brüstete er sich.
Mein Onkel hatte die Waffenwahl – so war die Regel. Innerhalb einer Woche musste es sich festlegen.
Mein Großvater war damals schon tot und meine Großmutter und mein Vater wussten von diesen Vorgängen zu dieser Zeit noch nichts. Sie erfuhren erst im Nachhinein von Freunden meines Onkels die ganze Tragödie.
Onkel Jakob wählte den Freitod und nach den strengen (idiotischen) Regeln der Burschenschaft musste sich sein Kontrahent innerhalb einer Woche ebenfalls selbst das Leben nehmen.
Das muss man sich einmal vorstellen. Junge, hoffnungsvolle Männer, die gerade einen furchtbaren Krieg überlebt hatten, duellierten sich wegen irgend einer blöden Sache mit tödlichen Ausgang.
Mein Onkel hatte sich erschossen und der Andere hatte keine andere Wahl mehr, als sich ebenfalls selber zu richten. Das verstand man damals unter Ehrbegriff.
Die Freunde meines Onkels trösteten meine Großmutter und meinen Vater damit, dass sie alle davon überzeugt waren, mein Onkel hätte richtig gehandelt. Gegen seinen Feind hätte er keine Chance gehabt und so erfuhr sein Gegner die gerechte Strafe, die er längst verdient hatte.
Ob das für meine Großmutter ein Trost war?
schoberopa - 4. Feb, 18:13