Selbstporträt Teil 4
Onkel Albert
Ich bin nicht ganz sicher, aber ich glaube, Onkel Albert war der Erstgeborene von Maria und Georg Puschnig, meine Großeltern mütterlicherseits.
An Onkel Albert habe ich kaum Erinnerungen, ich persönlich hatte wenig Berührungspunkte mit ihm. Ich kann mich nur an seinen Todestag erinnern. Von seinem tragischen Leben habe später einmal von meiner Mutter erfahren.
Onkel Albert war ein sehr musisches Kind. Schon in seiner frühen Jugend lernte er Geigenspielen und zeigte großes Talent. Es war sein Jugendtraum, später einmal in einem berühmten Orchester als Geiger mitspielen zu können. Nur zu gerne hätte er das Konservatorium besucht, aber meine Großeltern konnten ihm dies finanziell nicht ermöglichen.
Später einmal, als es ihm sehr schlecht ging, hatte er meinem Großvater zum Vorwurf gemacht: „Warum hast du mich nicht studieren lassen ? “
„Weil du nicht unser einziges Kind bist und deine Geschwister haben auch das Anrecht, etwas Ordentliches zu lernen „!
Und so war es auch - erzählte mir meine Mutter - alle Kinder hatten etwas gelernt. Darauf achtete mein Großvater. Er war Werkmeister bei Alpine in Donawitz und verdiente so viel, dass er allen seinen acht Kindern eine Ausbildung ermöglichen konnte.
Auch Onkel Albert hatte einen Beruf erlernt, aber welchen, das weiß ich nicht mehr. Jedenfalls hatte er damit keine Freude und versuchte sich als Musiker durchs Leben zu schlagen Unter anderem spielte er auch im Kino. Die damaligen Stummfilme wurden damit musikalisch belebt, dass ein Musiker vor der Leinwand saß und die Filmszenen mit der passenden Musik untermalte.
Er heiratete später. Mit der Wahl seiner Frau hatte er kein Glück. Sie gebar ihm zwei Söhne, aber sie konnte nicht wirtschaften und war ihm auch nicht treu. Den älteren Sohn tauften sie Albert und der Jüngere hieß Josef. Er wurde Peperl gerufen. Das war ein eigenartiges Kind und hatte von klein auf den Wandertrieb. Kaum dass er laufen konnte, brannte er von zu Hause durch und ging auf Wanderschaft und erst nach Tagen fischte die Polizei ihn irgendwo wieder auf. So war er als kleines Kind zu Fuß von Donawitz bis nach Frohnleiten gekommen.
Die Kinos wurden in den wirtschaftlich schlechten Zeiten immer weniger besucht und so verlor Onkel Albert diesen Job. In seinem Beruf, den er praktisch nie ausübte, kam er auch nicht unter und so nahm das Schicksal seinen Lauf. Jahrelang arbeitslos, eine Ehefrau, die ihn nur enttäuschte, ein Kind, das ihn größte Sorgen bereitete, zu Hause Not und Elend – so hatte er sich sein Leben nicht vorgestellt und sicher auch nicht verdient.
Eines Tages, ich saß auf meinem Lieblingsplatz - mit dem Hocker auf der Kohlenkiste – gerade beim Frühstück, da kam die Tante in Tränen aufgelöst und erzählte meiner Mutter, Onkel Albert habe sich in der Holzlage aufhängt.
Die ganze Tragik dieser Geschichte konnte ich nicht begreifen und meine Mutter brachte mich gleich ins kleine Kabinett und gab mir was zum spielen.
Von Onkel Albert gab es ein kleines Büchlein mit seinen Gedichten. Bei irgend einer Umsiedelei – von Graz nach Gleisdorf, oder von der Klöpfergasse in die Arnfelsergasse ging es verloren. Ein Gedicht habe ich noch vage in Erinnerung; es handelte von einem Löwen der aus dem Käfig ausgebrochen war und einem tapferen Jüngling, der die bedrohten Kinder auf dem Spielplatz vor dem herumirrenden Löwen rettete.
Ich bin nicht ganz sicher, aber ich glaube, Onkel Albert war der Erstgeborene von Maria und Georg Puschnig, meine Großeltern mütterlicherseits.
An Onkel Albert habe ich kaum Erinnerungen, ich persönlich hatte wenig Berührungspunkte mit ihm. Ich kann mich nur an seinen Todestag erinnern. Von seinem tragischen Leben habe später einmal von meiner Mutter erfahren.
Onkel Albert war ein sehr musisches Kind. Schon in seiner frühen Jugend lernte er Geigenspielen und zeigte großes Talent. Es war sein Jugendtraum, später einmal in einem berühmten Orchester als Geiger mitspielen zu können. Nur zu gerne hätte er das Konservatorium besucht, aber meine Großeltern konnten ihm dies finanziell nicht ermöglichen.
Später einmal, als es ihm sehr schlecht ging, hatte er meinem Großvater zum Vorwurf gemacht: „Warum hast du mich nicht studieren lassen ? “
„Weil du nicht unser einziges Kind bist und deine Geschwister haben auch das Anrecht, etwas Ordentliches zu lernen „!
Und so war es auch - erzählte mir meine Mutter - alle Kinder hatten etwas gelernt. Darauf achtete mein Großvater. Er war Werkmeister bei Alpine in Donawitz und verdiente so viel, dass er allen seinen acht Kindern eine Ausbildung ermöglichen konnte.
Auch Onkel Albert hatte einen Beruf erlernt, aber welchen, das weiß ich nicht mehr. Jedenfalls hatte er damit keine Freude und versuchte sich als Musiker durchs Leben zu schlagen Unter anderem spielte er auch im Kino. Die damaligen Stummfilme wurden damit musikalisch belebt, dass ein Musiker vor der Leinwand saß und die Filmszenen mit der passenden Musik untermalte.
Er heiratete später. Mit der Wahl seiner Frau hatte er kein Glück. Sie gebar ihm zwei Söhne, aber sie konnte nicht wirtschaften und war ihm auch nicht treu. Den älteren Sohn tauften sie Albert und der Jüngere hieß Josef. Er wurde Peperl gerufen. Das war ein eigenartiges Kind und hatte von klein auf den Wandertrieb. Kaum dass er laufen konnte, brannte er von zu Hause durch und ging auf Wanderschaft und erst nach Tagen fischte die Polizei ihn irgendwo wieder auf. So war er als kleines Kind zu Fuß von Donawitz bis nach Frohnleiten gekommen.
Die Kinos wurden in den wirtschaftlich schlechten Zeiten immer weniger besucht und so verlor Onkel Albert diesen Job. In seinem Beruf, den er praktisch nie ausübte, kam er auch nicht unter und so nahm das Schicksal seinen Lauf. Jahrelang arbeitslos, eine Ehefrau, die ihn nur enttäuschte, ein Kind, das ihn größte Sorgen bereitete, zu Hause Not und Elend – so hatte er sich sein Leben nicht vorgestellt und sicher auch nicht verdient.
Eines Tages, ich saß auf meinem Lieblingsplatz - mit dem Hocker auf der Kohlenkiste – gerade beim Frühstück, da kam die Tante in Tränen aufgelöst und erzählte meiner Mutter, Onkel Albert habe sich in der Holzlage aufhängt.
Die ganze Tragik dieser Geschichte konnte ich nicht begreifen und meine Mutter brachte mich gleich ins kleine Kabinett und gab mir was zum spielen.
Von Onkel Albert gab es ein kleines Büchlein mit seinen Gedichten. Bei irgend einer Umsiedelei – von Graz nach Gleisdorf, oder von der Klöpfergasse in die Arnfelsergasse ging es verloren. Ein Gedicht habe ich noch vage in Erinnerung; es handelte von einem Löwen der aus dem Käfig ausgebrochen war und einem tapferen Jüngling, der die bedrohten Kinder auf dem Spielplatz vor dem herumirrenden Löwen rettete.
schoberopa - 2. Feb, 15:31
Jetzt weiss...
Denise